6. Berliner Plenum Frühpädagogik zur Externen Evaluation

Am 30. September veranstaltete der FRÖBEL e.V. zum 6. Mal das Berliner „Plenum Frühpädagogik“. Zu der Veranstaltungsreihe werden jährlich Fachleute aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Medien und Verbände sowie Träger der Kinder- und Jugendhilfe eingeladen.

In diesem Jahr diskutierten über 100 Gäste das Thema „externe Evaluation – ein Erfolgsmodell für die Bundesrepublik“. Nach der Begrüßung durch Stefan Spieker (Vorstandsvorsitzender des FRÖBEL e.V.) erörterte Kathrin Bock-Famulla (Bertelsmann Stiftung, Programm Wirksame Bildungsinvestitionen) die Fragestellung „Was brauchen „gute“ KiTas und was bekommen sie im System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland?“. Bock-Famulla machte deutlich, dass es kein universelles Konzept von Qualität geben könne, vielmehr müsse „Qualität kontinuierlich hinterfragt werden“.  Jule Marx (Leiterin Pädagogik und Qualitätsentwicklung bei FRÖBEL) erläuterte aus Trägersicht, warum FRÖBEL dem Berliner Beispiel folgt und ab Ende 2016 freiwillig bundesweit alle eigenen Einrichtungen von anerkannten Instituten extern evaluieren lässt: „Mit der Einschätzung des Ist-Zustands der pädagogischen Qualität durch einen objektiven Blick von außen, erhalten unsere Einrichtungen wertvolle Rückmeldungen zu ihrer Arbeit von einer externen und kompetenten Instanz, die sie in ihrem fortlaufenden Qualitätsentwicklungsprozess aufgreifen können."

Lesen Sie hier die Pressemitteilung "Externe Evaluation - ein Erfolgsmodell für die Bundesrepublik?"

Bock-Famullas These, dass Qualität eine Entscheidung sei, hinterfragte Stefan Spieker bei Claudia Fligge-Hoffjann (Bundesministerium für Familie, Frauen, Jugend , Referat Referat 513 "Ausbau und Qualität der Kindertagesbetreuung), warum das Thema „Qualität“ aber auf Bundesebene thematisch so oft ausgeklammert werde. Fligge-Hoffjann machte hier deutlich, dass die Länder – auch verfassungsrechtlich – für die Kitas und deren Qualität zuständig seien. Ihrer Meinung nach sei es wichtig, vor Ort und partizipativ Qualität mit den Betroffenen auszuhandeln und Zielvorgaben zu vereinbaren. „Man müsse individuell gucken, was gebraucht wird und keine „Blanco-Schecks“ ausstellen, um bundesweit Qualität zu sichern“, betonte Claudia Fligge-Hoffjann.

Dem stimmte Katja Grenner (Pädagogische Geschäftsleiterin, Kindergärten City Eigenbetrieb v. Berlin) bedingt zu, stufte aber den Punkt der kontinuierlich neu ausgehandelten Qualitätsvereinbarungen als kontraproduktiv ein. Aus den Reihen der Gäste meldete sich eine Kindergarten-Leitung zu Wort und machte deutlich, dass die Betreuungs-Einrichtungen – anders als noch vor 20 Jahren – ständig neuen und weiteren Herausforderungen gegenüberstünde. So in jüngster Zeit beispielsweise die Herausforderung der Betreuung geflüchteter, teilweise traumatisierter Kinder. Somit müsse eine Leitung sich laufend entscheiden, was sie unter Qualität versteht und welche Prioritäten sie setzt.

Professor Dr. Wolfgang Tietze (Erziehungswissenschaftler) stimmte zu, dass Qualität eine Entscheidung sei, hakte aber nach, wer dies denn entscheiden dürfe. „Qualität sei nicht Sache der Beliebigkeit und Studien belegten, dass z.B. der Betreuungsschlüssel eine direkte Auswirkung auf das Verhalten der Kinder hat.“ Es bedürfe einer organisatorischen, aber auch fachlichen Betrachtung von Qualität.

Dr. Christa Preissing (Direktorin Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi) in der Internationalen Akademie Berlin (INA gGmbH)) merkte kritisch an, dass es nicht die „eine“ Fachlichkeit gebe und daher eine kontinuierliche Aushandlung des Qualitätsbegriffs unumgänglich sei.

Die Diskussion endete mit einem Kommentar eines angehenden Erziehers, der einen Vergleich zwischen der Kinderbetreuung und seinem vorherigen Berufsleben in der Metallverarbeitung zog: „Es gibt bei einem Werkstück einen Toleranzbereich, in dem sich das Werkstück bewegen müsse, um noch als gut eingestuft werden zu können.“ Dem stimmten viele Gäste schmunzelnd und applaudierend zu.

Auf dem Podium sprachen:

Kathrin Bock-Famulla, Bertelsmann Stiftung, Programm Wirksame Bildungsinvestitionen (Input),
Dr. Christa Preissing, Direktorin Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi) in der
Internationalen Akademie Berlin (INA gGmbH),
Katja Grenner, Pädagogische Geschäftsleiterin, Kindergärten City Eigenbetrieb v. Berlin,
Kathrin Janert, Vorstand Evangelischer Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin-Mitte-Nord,
Martin Peters, Paritätischer Landesverband Hamburg, Geschäftsbereichsleitung Frühe Bildung,
Betreuung und Erziehung (FBBE),
Claudia Fligge-Hoffjann, Referat Referat 513 "Ausbau und Qualität der Kindertagesbetreuung"
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
Jule Marx, Leiterin Abteilung Pädagogik und Qualitätsentwicklung bei FRÖBEL,
Stefan Spieker, Vorstandsvorsitzender des FRÖBEL e.V..


Impressionen vom 6. Berliner Plenum Frühpädagogik