Zeit für gute Ideen

Von gesunden Brotdosen, bepflanzten Gärten und glücklichen Hortkindern – wie Kita-Koch Marco Herde der Corona-Krise ganz viel Gutes abgewinnen kann

Marco Herde ist „der Mann der Stunde“. So bezeichnete Kamil Wiecek, Geschäftsleiter bei FRÖBEL in Ostbrandenburg, den Koch in dieser Corona-Krisenzeit. Normalerweise bekocht Marco Herde mit zwei Kolleginnen insgesamt etwa 250 Kinder aus drei Kindergärten in Frankfurt (Oder). Aktuell sind es nur noch um die 30.

Wir haben nachgefragt, wie Marco Herdes neuer Alltag aussieht, welche neuen Herausforderungen und Möglichkeiten auf ihn und sein Team zukamen und wie sie die Zeit gemeinsam nutzen, um der Krise auch etwas Positives abzugewinnen. 

Wie sieht Ihr neuer Alltag in Corona-Zeiten aus? Kochen Sie nach wie vor täglich in der Einrichtung?

Wir haben uns den Dienst aufgeteilt. Ich komme gegen Mittag in die Einrichtung und bereite das Essen für den nächsten Tag schon vor. Meine Kollegin übernimmt den Frühdienst. Sie macht also Frühstück und vollendet das Essen, was ich vorbereitet habe. Je nachdem, wie flexibel wie man ist, kommt man mit diesen Zeiten klar. Durch die Trennung der Dienste schaffen wir es, die Kontakte einzuschränken.

Haben Sie durch die Corona-Situation Lieferengpässe oder Herausforderungen, die sie vorher nicht hatten?

Wir kochen normalerweise für unseren Kindergarten und zwei weitere, die wir beliefern. Jetzt haben wir die Horte von FRÖBEL aus Frankfurt (Oder) auch noch dazu bekommen, weil der Caterer, der eigentlich dort das Essen liefert, abgesagt hatte. Das war eine neue Herausforderung, dem Essensfahrer eine neue Tour zu erstellen. Er fährt jetzt sechs Einrichtungen an, jeweils nur für vier bis sechs Essen. Das war zwar erstmal komisch, aber wir sind froh, dass wir den Topf – im wahrsten Sinne des Wortes – wenigstens voll bekommen. Heute kam ich zur Arbeit und hatte zwei gemalte Bilder von den Hortkindern auf dem Tisch, die sich für das Essen bedankt haben. Das fand ich total super! Die Lieferung von Lebensmitteln läuft derzeit etwas anders ab. Wir hatten unsere Zutaten generell immer bei einem großen Berliner Lieferanten bestellt. Das haben wir jetzt eingestellt und bestellen nur wenige Dinge bei einem örtlichen Lieferanten. Durch die geringen Kinderzahlen leben wir noch gut von unseren Reserven. Was ich persönlich als Koch richtig gut finde, damit die ganzen Lebensmittel auch mal aufgebraucht werden.

Können Sie der Corona-Krise auch Positives abgewinnen?

Im Laufe der Corona-Krise haben wir ein Projekt entwickelt, das wir in der Zeit danach umsetzen wollen. Für die Vorschulkinder haben wir das „Brotdosen-Projekt“ ins Leben gerufen. Es geht darum zu zeigen, wie die perfekte Brotdose aussieht. Wie viel gehört da rein und was sollte aus ernährungstechnischer Sicht nicht fehlen. Damit möchten wir unseren Teil für einen guten Schulstart leisten. Wir hatten vor der Corona-Krise bereits ein anderes Projekt gestartet und begonnen, mit den Eltern unseren Garten auszubauen. Da die Eltern momentan nicht weiterhelfen können, hat sich erfreulicherweise der Hausmeister mit mir der Sache angenommen, weil einfach jetzt Zeit dafür ist. Man genießt das, sich auch mal Zeit lassen zu können für manche Arbeiten und neue Ideen zu entwickeln.